Predigtstuhl-Bahn: „Grande Dame der Alpen“ vor den Toren Salzburgs
21.08.2025
Älteste, im Original erhaltene Kabinenseilbahn der Welt
Erst Bad Reichenhall, dann Barcelona! Mit der legendären Predigtstuhlbahn konstruierte der Erfinder der modernen Seilschwebetechnik Alois Zuegg ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Nach der Inbetriebnahme am 1. Juli 1928 lobte die Presse damals vor allem die Geschwindigkeit, Lautlosigkeit und Sicherheit der „Grande Dame der Alpen“. Denn „in Rücksicht auf das anspruchsvolle Kurpublikum von Bad Reichenhall darf es nicht an Eleganz und Bequemlichkeit fehlen“. Erwähnenswert sind auch prominente Gäste aus Adel, Politik und Sport, die zahme Gams vom Bad Reichenhaller Hausgipfel sowie die Tatsache, dass selbst eine spanische Metropole das oberbayerische Vorbild beinah Eins zu Eins kopierte – alles zu entdecken im neu eröffneten Museum der ältesten, im Original erhaltenen Kabinenseilbahn der Welt. Mit einem der höchsten Standesämter Deutschlands kann deren Bergstation übrigens auch als Hochzeitslocation gebucht werden.
Geschichte(n) aus dem Bahn-Alltag
Die Predigtstuhlbahn zog nach ihrer Eröffnung vor allem die feine Gesellschaft auf den 1.614 Meter hohen Bad Reichenhaller Hausberg. Fasziniert von nur achteinhalb Minuten beinah vibrationsfreier Fahrt, fand sich in der Anfangszeit unter anderem der bayerische Kronprinz Rupprecht des abgedankten Königreichs von Wittelsbach inkognito dort ein. Besonders beliebt war der Predigtstuhl auch bei Skibegeisterten aus aller Welt. 1958 beispielsweise nahm der spätere Weltklasserennläufer Willi Bogner an der Reichenhaller Jugendskimeisterschaft teil. Noch mehr Prominenz, wenn auch tierische, erlangte die „zahme Gams vom Predigtstuhl“ in den 1930er-Jahren. Ihrem damaligen Herrchen Georg Bickel wie ein Hund folgend, fuhr sie gern mit der Gondel bergauf und -ab. Ausgestopft kann man sie heute neben zahlreichen weiteren historischen Exponaten, technischen Geräten, Originalteilen und interaktiven Hörstationen im neuen Predigtstuhlbahn-Museum bewundern. Es ist untergebracht in der Tal- und Bergstation und geöffnet zu den Betriebszeiten der Bahn.
Heiraten in zeitloser Architektur
Vollendet hat das Meisterwerk Wilhelm Kahrs als Architekt für die Gebäude. Der Baudirektor setzte auf die „neue Sachlichkeit“, die den verspielten Jugendstil ablöste und so die Brücke zum nachfolgenden Bauhaus schlug. Das Standesamt der Predigtstuhlbahn wurde 2018 im selben Stil erbaut und befindet sich auf 1.600 Metern im Souterrain des denkmalgeschützten Bergrestaurants. Die so genannte Beletage steht Hochzeitspaaren und ihren Gästen exklusiv zur Verfügung. Der Champagnerempfang vor- oder hinterher ist besonders stimmungsvoll in der noblen Art-déco-Bar „Evelynes“ mit ihren riesigen Fensterfronten, von denen die Aussicht über die Berchtesgadener Alpen bis zum Chiemsee reicht. Wahlweise geht’s zum Festessen in die traditionell-bayerische „Max Stuben“, das historische Kaminzimmer mit Blick auf Bad Reichenhall oder auf die Sonnenterrasse mit weitem Bergpanorama.
Technik für die Ewigkeit
Seit ihrer ersten Fahrt am 1. Juli 1928 hat die Bad Reichenhaller Predigtstuhlbahn ihre Gäste bis heute ausnahmslos unfallfrei zu Berge gebracht. Zu verdanken ist das dem Ingenieur Alois Zuegg und dem Fabrikanten Adolf Bleichert. Gemeinsam perfektionierten die beiden Visionäre die Branche in den 1920er-Jahren mithilfe von mehreren Innovationen, darunter die einst mächtigsten Spanngewichte der Welt, die immer noch bei der Predigtstuhlbahn zum Einsatz kommen. Zwei Jahre nach der Fertigstellung errichtete Bleichert nach gleichem Prinzip die Seilbahn zum 720 Meter hoch gelegenen Benediktinerkloster Montserrat bei Barcelona. 1931 wurde dort auch die Hafenseilbahn eingeweiht, ebenfalls eine fast identische Kopie der Predigtstuhlbahn. Beide sind – wie ihr großes Vorbild in Oberbayern – immer noch in Betrieb.
Die „Grande Dame der Alpen“ kam indes am Ende um eine millionenschwere Modernisierung trotzdem nicht herum: Nach knapp 100 Jahren wurden Teile der Technik, die monumentalen Betonstützen sowie die ikonischen Kabinen behutsam restauriert. Vor allem Eigentümer Max Aicher ist zu verdanken, dass das technische Meisterwerk Predigtstuhlbahn immer noch sicher seinen Dienst verrichtet und heute in neuem Glanz erstrahlt.
Über Bad Reichenhall
Reine Alpensole aus den Tiefen der Erde, saubere Luft, quellfrisches Mineralwasser, ein glasklarer See und Deutschlands erster zertifizierter Bergkurwald: Das sind die naturgegebenen Alleinstellungsmerkmale des Kurorts in Oberbayerns Südosten. Gemeinsam mit dem Sonnenplateau Bayerisch Gmain bildet Bad Reichenhall eines der authentischsten Wohlfühl-Refugien des Landes.
Umgeben von den Berchtesgadener Alpen, steht es seit Jahrhunderten für Erholung und Wellness. Dabei entspannt die internationale Klientel in der RupertusTherme ebenso wie in Spahotels und Behandlungszentren. Entsprechend konzentriert sich Bad Reichenhall seit dem Marken-Relaunch zum Purort 2025 vor allem auf seine drei Fokusthemen Gesundheit, Natur und Alpenstadt. Deren Kulturangebot ist übrigens nicht zu unterschätzen. Neben Deutschlands einzigem philharmonischen Kurorchester gibt es dort eine eigene Kunstakademie. Zum Flanieren laden Parks, Bäderarchitektur sowie stilvolle Shopping-Möglichkeiten ein. Den besten Ausblick offeriert der Hausberg Predigtstuhl mit seiner historischen Kabinenseilbahn. Bad Reichenhall im Herzen der UNESCO-Biosphärenregion Berchtesgadener Land hat sich zudem sanfter Mobilität und dem Schutz seiner natürlichen Heilmittel verschrieben und ist damit „nachhaltig by nature“.