Salzburger Adventsingen: Harte Probenarbeit und Almgaudi auf der Loferer Alm

04.09.2025

Hiartamadl beim Interview (c) maic
Hiartamadl beim Interview

Wenn sich in Lofer die Protagonisten des bekannten Salzburger Adventsingens am Soderkaser treffen, dann ist es ein untrügliches Zeichen: Der Advent ist nicht mehr weit. Auch wenn das bei spätsommerlichen Temperaturen schwer vorstellbar ist. Die Protagonisten, das sind 17 musikalisch talentierte Kinder, die auch heuer wieder im Festspielhaus beim Salzburger Adventsingen zu bewundern sein werden.

Beim Medientermin auf der Loferer Alm brachte sie nur das warme “Hiata”- Gewand zum Schwitzen. Nach vier intensiven Probetagen auf der Alm, zeigten die Hiatabuam und Hiatamadln was sie schon einstudiert haben. Beeindruckend nicht nur ihre künstlerische Darstellung, sondern auch wie professionell sie sich schon vor Kamera und Mikrofon zeigen.

Dabei ist ihr “Job” auf der Bühne wahrlich keine einfache Sache, denn: Das Salzburger Adventsingen wird jedes Jahr neu inszeniert. Also müssen auch jene Kids, die schon im Vorjahr dabei waren, ihre Texte wieder neu einstudieren. Die Kids lernen übrigens nicht nur ihren eigenen Text, sondern den gesamten Text. So können sie dann auf der Bühne sofort “übernehmen”, wenn jemand einen Hänger hat oder krankheitsbedingt überhaupt komplett ausfällt.

Die Almtage bedeuten für die jungen Darsteller nicht nur Lernen und Spass, sondern auch echte Almluft schnuppern. Und damit dann auch wirklich der richtige “Stallgeruch” Einzug hält, wird das Gewand vor den Auftritten im Festspielhaus ein paar Tage in einen Stall gehängt. Und wie es sich für traditionelle Hirter gehört, gibt es während der vier Tage auf der Alm kein Handy. Das haben auch fast alle ausgehalten. Nur zwei Kids hatten heuer so großes Heimweh, dass sie vorzeitig den Weg nach Hause suchten.

Großes Jubiläum für Generationen an Hirtenkindern

Die Tradition der Hirtenkinder blickt heuer auf stolze 75 Jahre zurück. Diese adventliche Kinderschar hat sich seitdem als unverzichtbarer Bestandteil des Salzburger Adventsingens etabliert und zieht Jahr für Jahr ein begeistertes Publikum in ihren Bann.

Im Laufe dieser letzten 75 Jahre haben rund 500 Hirtenkinder mit ihrem Gesang, ihrer Musik und ihrem szenischen Spiel die Aufführungen des Salzburger Adventsingens geprägt. Ihre Darbietungen sind nicht nur ein Highlight der Veranstaltung, sondern auch eine Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Das gemeinsame Musizieren hat die Kraft, die Kinder auf besondere Weise zu verbinden und schafft eine Gemeinschaft der tiefen Verbundenheit und Freundschaft. Diese einmaligen Erlebnisse werden noch lange nach dem Abschied in den Herzen der Hirtenkinder nachklingen und bis ins hohe Alter unvergessen bleiben.

Heuer sind es 6 Hiatabuam und 11 Hiatamadln im Alter zwischen 7 und 13 Jahren aus dem gesamten Bundesland Salzburg die im Festspielhaus zu bewundern sein werden. Damit sind sie so etwas wie Salzburgs Antwort auf die Wiener Sängerknaben, nur mit deutlich besserer Geschlechterparität.

Alpenländische Kulisse

„Im letzten Jahr haben wir eine Liebesgeschichte in den Weinbergen gezeigt, heuer transferieren wir die Geschichte in die alpenländische Kulisse des Dachsteins – dort, wo mein Freund Bodo Hell letztes Jahr verschollen ist. Bodo wird im Stück in Erinnerung gerufen und im szenischen Spiel angesprochen“, erzählt Gesamtleiter Hans Köhl und fügt hinzu: „Wie man sich gut vorstellen kann, tut sich der blinde Hirte, heuer dargestellt vom Tiroler Schauspieler Edwin Hochmuth, nicht leicht in diesem unwegsamen Gelände, aber dank seiner Begleiter kann er den Weg durchs Gebirge gut meistern.“

Wechsel in der Gesamtleitung ab 2027

Hans Köhl wird Ende nächsten Jahres die Gesamtleitung an eine würdige Nachfolge übergeben: „Es ist schön, wenn man selber den Zeitpunkt bestimmten kann, wann man aufhört. Nach 27 Jahren bin ich dankbar für diese wunderschöne Zeit. Nächstes Jahr ist das 80-jährige Jubiläum vom Adventsingen und die 1.000. Aufführung im Festspielhaus. Das Jubiläumsjahr werde ich noch als Gesamtleiter durchbegleiten, somit ist heuer mein vorletztes Jahr als Intendant.“

Heuer mit dem “blinden Hirten”

„Heuer liegt der Fokus auf dem blinden Hirten und seinen Begleitern. Diese Begleitergruppe ist von Anfang an dabei, daher habe ich schon vorab geschaut, wer von den Kindern in der Lage sein könnte, diese Hauptrolle mit viel anspruchsvollem Text zu spielen. Für den Peterl und die Kathi haben wir eine Doppelbesetzung mit zwei Zweiergruppen gewählt, damit die Kinder bei den Aufführungen auch nicht überlastet werden“, erzählt Gerda Gratzer zur Besetzung. 

„Tragend ist in diesem Werk aber der blinde Hirte, der heuer nicht von einem alten, gebrechlichen Mann dargestellt wird. Edwin Hochmuth kann als erfahrener Schauspieler alleine mit seinen offenen, leeren Augen und der Körperhaltung diese Beeinträchtigung spielen – er orientiert sich durch seine inneren Bilder, seine Intuition, seine Vision. Die Verbindung von innen mit außen ist in diesen Szenen wirklich schön zu erleben.“ 

Große Herausforderung für die Betreuer

In diesem Jahr wurde das Betreuerteam durch die Aufnahme von 7 neuen Kindern besonders gefordert. „Wir kennen die Kinder nur vom Casting. Wie gut sie dann letztendlich wirklich am Instrument sind, sehen wir erst hier auf der Alm. Mit 7 neuen Kindern ist das eine ganz andere Herausforderung als mit 3 neuen Kindern. Aber die Kinder lernen von 0 auf 100 ihre Texte und Lieder“, erzählt Gudrun Köhl-Korbuly.

Mit dem Kostüm kommt die Rolle

Die Kostümbildnerin Brigitte Schiebler setzt sich seit Jahresbeginn damit auseinander, welches Kostüm sie für welches Kind anfertigt. „Ich mache bei den Proben Fotos von den Kindern und ordne nach ihrem Aussehen die Farben zu. Heuer wurden Loden, Leinen und gewalkte Stoffe verwendet. Die Buben haben Stutzen, feste Schnürschuhe, Hemd, Gillet, Jopperl. Die Mädchen tragen einen Leibrock, Bluse, Jopperl, dicke Strumpfhose, feste Schuhe – angepasst an die Kulisse des steinigen Dachsteinmassivs. Wie man sich vorstellen kann, sind wir wahnsinnig gefordert beim Anziehen!"

„Sobald die Kinder in ihre Kostüme schlüpfen, kommen sie in ihrer Rolle an, dann hört man Ausrufe wie: „Ma, jetzt bin i a Hiatamadl!”, erzählt Brigitte Schiebler beim Gespräch. 

Statements der Hirtenkinder zur Zeit auf der Alm

Lara Illek (Blockflöte/10 Jahre): „Es war voll die schöne Zeit auf der Alm, jetzt bin ich richtig traurig, dass wir wieder nach Hause fahren müssen. Am Anfang war ich mir noch ein bisschen unsicher, weil ich nicht wusste, ob ich die Noten auswendig spielen kann. Jetzt freue ich mich schon auf die ersten Proben im Festspielhaus.“

Lisa Brunauer (Gitarre/12 Jahre): "Heuer spiele ich wieder eine Hauptrolle und freue mich schon sehr darauf. Ich darf den blinden Hirten Jakob begleiten und muss Rücksicht auf ihn nehmen. Den Text habe ich auf der Alm schon gut gelernt, jetzt darf ich ihn nur nicht vergessen bis zu den Aufführungen." 

Sophia Rosenberger (Geige/12 Jahre): Ich bin heuer bei den Grafenberg-Hirten dabei, wir suchen einen Verschollenen im Dachsteingebirge. Außerdem darf ich dieses Mal mit Niklas und Jana ein besonders schönes Trio spielen, nämlich den „S’Lära Brett“ Jodler."

Valentina Költringer (Geige/10 Jahre): „Alle Mädels sind heute um 6 Uhr aufgestanden, weil am letzten Tag immer Streiche gespielt werden. Wir haben den Jungs unters Bett die Music Box gelegt und die Techno-Version von Salibonani eingeschaltet. Eigentlich wollten wir die Jungs auch noch schminken, aber das ist uns leider nicht gelungen.“

Jana Neuherz (Querflöte/11 Jahre): „Heuer hatten leider einige Kinder starkes Heimweh, aber wir älteren Kinder haben sie getröstet. Ich habe heuer eine kleine Hauptrolle und spiele bei drei Stücken mit. Zuerst habe ich mir gedacht: Wie soll ich das nur schaffen, aber dann hat es gut geklappt bei den Proben.“ 

Hannah Fuchs (Geige/10 Jahre): „Das Musizieren und das Schauspielern hat heuer wieder sehr viel Spaß gemacht. Wir haben zwar noch Proben im Herbst und sehen und dann wieder im Festspielhaus, aber die gemeinsamen Abende und Nächte mit den anderen Hirtenkindern sind leider vorbei.“ 

Marlene Fuchsberger (Hackbrett/13 Jahre): "Einmal haben wir einen Karaoke- und Spieleabend gemacht, einmal haben wir eine kleine Wanderung gemacht, das war alles sehr lustig. Bei den Kostümen finde ich es klasse, dass wir heuer schöne Kleider haben. Der Leibrock trägt sich sehr angenehm, eigentlich wie ein Dirndl, nur die Jacken sind sehr dick und warm." 

Zum Stück „Der blinde Hirte“

Vom 28.11. bis 14.12.2025 kann das szenische Oratorium „Der blinde Hirte“ von Hans Köhl und Shane Woodborne im Großen Festspielhaus erlebt werden. Der blinde Hirte Jakob nimmt mit seinen geschärften Sinnen dabei viel mehr wahr als die Sehenden. Er sieht vor allem mit dem Herzen gut und erlebt mit seinen Hirten das wundervolle Geschehen um Maria und Josef. Das unwirtliche Dachstein-Massiv bildet dabei die Kulisse für ein besonders stimmungsvolles Advent-Erlebnis mit beeindruckenden musikalischen und gesanglichen Darbietungen.

 

Tickets
online: www.salzburgeradventsingen.at

Telefonisch: Tel. +43 662 843 182 (Mo bis Fr 10.00 bis 14.00 Uhr)

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