HANNES ARCH: Mastermind der Red Bull X-Alps

29.06.2011

Hannes Arch (c) bergermarkus.com (Red Bull Content)
Hannes Arch

Hannes Arch ist nicht nur Weltmeister der Red Bull Air Race Series, sondern gleichzeitig auch „Erfinder“ der Red Bull X-Alps, dessen 2011er –Auflage, die am 17. Juli in Salzburg startet. Als Paragleiter und Bergsteiger weiß Hannes Arch (43), der Mann hinter Red Bull X-Alps, genau, was die Athleten während des Rennens durchmachen. Im folgenden Interview erzählt er, wie alles begann und was er für das Rennen 2011 erwartet.

Du bist der kluge Kopf hinter Red Bull X-Alps. Wie kam es zu der Idee für dieses Rennen?

Damals im Jahr 2000 waren viele Athleten begeisterte Biwakflieger. Einer davon, Toni Bender, überquerte damals die Alpen von Nord nach Süd und das deutsche Fernsehen machte darüber eine tolle Dokumentation. Es wurde viel darüber geredet, nicht nur unter Paragleitern, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit. Was für eine tolle Leistung! Ich dachte es wäre cool, darauf einen Paragleit-Bewerb aufzubauen, entwickelte ein erstes Konzept und die Idee war geboren! Zusammen mit Red Bull haben wir es dann über die Jahre zu dem Red Bull X-Alps weiterentwickelt, wie wir es heute kennen: das härteste und extremste Adventure Race der Welt.

Was ist das Besondere an Red Bull X-Alps?

Das simple Konzept dahinter: Wir starten in Salzburg, und wer zuerst in Monaco ankommt, gewinnt – und das ist auch schon alles. Es geht um Körper und Geist, nicht um hundertseitiges Regelwerk. Die Athleten müssen 24 Stunden am Tag alles geben und jeder kann sie über das Internet mitverfolgen. Es ist kein Event, das nach ein oder zwei Tagen vorbei ist. Es geht über rund zwei Wochen und man kann das Rennen jederzeit und von überall mitverfolgen. Es ist das härteste Abenteuerrennen der Welt - und das live im eigenen Wohnzimmer!

Das ist die fünfte Ausgabe von Red Bull X-Alps und das Event entwickelt sich ständig weiter. Was hat sich über die Jahre geändert?

In der ersten Ausgabe hatten wir Hardcore-Abenteurer dabei, die sich einfach sagten „Das geb ich mir,“ aber es gab auch Athleten, die vom Paragleit-Weltcup kamen und genau wussten, worauf sie sich einließen. Jetzt sind praktisch alle Teilnehmer Vollprofis, die sich zwei Jahre lang auf das Rennen vorbereiten. Christian Maurer setzte neue Maßstäbe in Sachen Vorbereitung und Taktik und erreichte das Ziel einen ganzen Tag vor dem Zweitplatzierten. Das zeigt, wie ernst das Rennen genommen wird.

Wird es gegenüber 2009 Änderungen geben?

Wir werden 2011 eine Pflichtrast einführen. Die Athleten dürfen sich zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens nicht weiterbewegen. Diese Zeit werden sie nutzen, um sich zu erholen, zu essen und sich beispielsweise um ihre Füße zu kümmern. Es bleibt weiterhin ein 24 Stunden-Nonstop-Rennen, aber wir haben eine Verantwortung und dieser Schritt ist wichtig, um die Sicherheit der Teilnehmer zu garantieren. Wenn die Athleten nicht genug rasten, übermüden sie und treffen eventuell falsche Entscheidungen. Wir wollen, dass Red Bull X-Alps ein anspruchsvolles aber sicheres Event bleibt.

Welche Rolle spielt Strategie bei Red Bull X-Alps?

2009 hat Maurer die Latte für Red Bull X-Alps wirklich hoch gelegt. Er zeigte allen, dass herausragende Vorbereitung, eine starke Kondition, gute Strategie und ein guter Supporter der Schlüssel zum Erfolg sind. Die Athleten werden 2011 in all diesen Bereichen sehr stark sein. Die Strategie wird von Jahr zu Jahr wichtiger. Du kannst der fitteste Sportler und ein super Pilot sein - ohne die richtigen Informationen über gute Start- und Landeplätze, Flugrouten und Wetterbedingungen wirst du nicht gewinnen.

Welche Fähigkeiten muss ein Athlet für Red Bull X-Alps mitbringen?

Es reicht nicht, der beste Paragleiter der Welt zu sein. Man braucht auch wirklich Erfahrung im Gebirge. Es gibt in den Bergen viele Gefahren, insbesondere auf Gletschern, und das Wetter kann sehr schnell umschlagen. Man braucht außerdem die Richtige Einstellung und einen starken Charakter, um dem Stress standhalten zu können. Die Athleten werden sorgfältig ausgewählt. Wir haben ein Komitee, das intensiv mit Kontakten überall auf der Welt zusammenarbeitet, um Informationen über die Skills der Bewerber zu sammeln. Nur wenn ein Athlet all das mitbringt, wird er für Red Bull X-Alps ausgewählt.

Was denkst du über die Teilnehmer für 2011?

Was Professionalität angeht, ist es meiner Meinung nach das beste Teilnehmerfeld, das wir je hatten. Wir haben vier Athleten aus Österreich und jeweils drei aus Frankreich und der Schweiz - der Standard ist dort wirklich hoch. Jeder weiß, wie gut die Teilnehmer vorbereitet sind. Die meisten nehmen nicht teil um zu gewinnen – ihre Motivation ist es, ins Ziel zu kommen oder einfach die 12 bis 14 Tage durchzuhalten. Es dreht sich alles um die Herausforderung und das Abenteuer.

Würdest du selbst an einem Event wie Red Bull X-Alps teilnehmen?

Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt. Wenn ich die körperlichen Voraussetzungen und die Zeit zu trainieren hätte, würde mich die Teilnahme wirklich reizen. Ich komme ja aus diesem Bereich und habe Klettern und Bergsteigen oft auch am Limit trainiert. Du musst dich entscheiden, ob du einen Rasttag brauchst oder nicht, und welche Risiken du eingehen kannst. Ich würde aber zwei oder drei Jahre Training brauchen und dafür habe ich einfach keine Zeit. Außerdem bin ich schon ein bisschen zu alt für Red Bull X-Alps. Konzentrieren wir uns auf die Helden von 2011.

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