Olympiasiegerin Anna Veith wirft das Handtuch

24.05.2020

Anna Veith (c) Mirja Geh
Anna Veith

Im Jahr 2014 ist sie als Olympiasiegerin die gefeierte Heldin der rot-weiß-roten Skination. 2015 holt sie die WM-Titel zwei und drei, und wird zum zweiten Mal in Folge Gesamtweltcupsiegerin. Sie wird zudem dreimal in Folge Österreichs Sportlerin des Jahres

Doch die Bilderbuchkarriere bekommt im Sommer 2015 den ersten großen Riss. Es geht um´s liebe Geld – der private Sponsorvertrag mit einem Automobilhersteller führt zum großen Knatsch mit dem ÖSV. Letztlich raufen sich Veith und der ÖSV wieder zusammen und präsentieren nach außen hin die große Harmonie.

Im Oktober 2015 kommt es zu dann beim Training in Sölden zu einem folgenschweren Sturz mit „Totalschaden“ im rechten Knie: Patellasehnenriss, Kreuzbandriss, Innenbandriss. Rausgerissen aus der Erfolgsspur. Der Kampf zurück dauert zwei Jahre: Die Krönung Weltcupsieg Nummer 15 in Val d'Isère 2017 und Olympisches Silber im Hundertstelkrimi von Pyeongchang 2018. 

Im Januar 2019 verletzt sie sich erneut beim Training. Wieder ein Kreuzbandriss, wieder im rechten Knie. Nach ersten Zweifeln, ob sie sich nochmal zurückkämpfen will, steht der Entschluss: „Das Feuer brennt noch", sagt sie im Juni 2019 und kämpft sich zurück.

Das Comeback gelingt aber nur mehr mäßig, sie ist zwar wieder am Start, aber schafft es nicht mehr zurück an der Weltspitze. Die Zweifel werden mehr und die Gewissheit reift: Es ist genug. 

„Ich bin glücklich, dass ich heute meine Karriere gesund und erfolgreich beenden kann", sagt Anna Veit und fügt hinzu: „Ich habe meinen Kindheitstraum gelebt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt aufzuhören. Ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe", sagt Anna Veith und fügt hinzu: „Aber ich weiß auch, wie viele Mühen und Entbehrungen dazu gehört haben. Meine Leidenschaft für den Sport hat mich immer angetrieben, ich habe alles gegeben und die harte Arbeit wurde immer belohnt. Das war jetzt jedoch anders. Im letzten Winter habe ich alles darangesetzt, wieder zurückzukommen und Vertrauen zu finden, aber es ist mir einfach nicht mehr gelungen, dahin zu kommen wo ich hin wollte. In meinem Leben war der Sport so viele Jahre die absolute Nummer eins. Ich durfte das machen, was ich unbedingt wollte und am meisten liebte. Das weiß ich sehr zu schätzen, aber für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt aufzuhören."                   

Der größte Erfolg aus Sicht der 30-Jährigen, ist der, der sie auch am meisten bewegt hat: "Der emotionalste Moment war zweifelsohne die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang. Nach meiner ersten schweren Verletzung im Jahr 2015 wusste niemand, ob es wieder möglich sein wird so Ski zu fahren, wie ich es davor gemacht habe. Diese Medaille war der Beweis dafür und der Lohn für die harte Arbeit. Ein weiterer Wahnsinns-Moment, an den ich mich mein Leben lang erinnern werde, war das Weltcup-Finale in Meribel, wo ich mich in letzter Sekunde im Gesamtweltcup gegen Tina Maze durchsetzen konnte. Nach wochenlangem Zweikampf auf höchstem Level ein sehr spezieller Sieg für mich. Ein Sieg im Gesamtweltcup ist etwas, wovon jeder Skifahrer seit seiner Jugend träumt. Es heißt, du bist die Beste. Es gibt niemanden in diesem Sport, der in dieser Saison besser war als du. Das ist ein besonderes Gefühl."    

Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): „Anna hat mir ihre Entscheidung vor einigen Wochen mitgeteilt und ich muss ehrlich sagen, dass ich es sehr bedaure. Ihr Rücktritt ist schade, aber wenn der Körper nicht mehr mitspielt, macht es keinen Sinn. Sie hatte in den letzten Jahren permanent mit Knieproblemen zu kämpfen. Umso bewundernswerter, dass sie bei den letzten Olympischen Spielen noch einmal eine Silbermedaille gewinnen konnte. Anna war, sowohl was ihre Erfolge als auch ihre starke Persönlichkeit betrifft, eine Ausnahme-Athletin, an die man sich lange erinnern wird. Natürlich wird sie uns fehlen, aber es werden wieder Neue in den Vordergrund rücken; das ist im Sport so. Ich wünsche Anna für ihren neuen Lebensabschnitt und ihre Zukunft alles Gute."                

Toni Giger (ÖSV-Sportdirektor): „Mit Anna Veith verlässt eine der ganz Großen die Bühne des alpinen Skisports. Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Gesamtweltcupsiegerin, das schaffen nur ganz wenige. Für mich persönlich war es beeindruckend, wie sie mit ihrem eleganten Fahrstil, gepaart mit ihrer Entschlossenheit so viele große Erfolge gefeiert hat. Auch dafür, dass sie nach ihren schweren Verletzungen immer wieder den Anschluss an die Weltspitze geschafft hat, gebührt ihr größter Respekt. Wir sagen Danke für viele herausragende Momente und wünschen Anna viel Gesundheit und Erfolg für die Zukunft."     

 

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